Monatsarchiv: Mai 2012

Was mache ich hier eigentlich?

So, jetzt berichte ich einmal darueber was ich hier eigentlich mache und wie es mir in den vergangenen Wochen so ergangen ist.

Mein Praktikum mache ich hier bei Ecosol Ltd., einer jungen Firma, welche einen Bio-Bodenverbesserer (Terra-Preter-Substrat (TPS)) vertreibt, der dem ausgelaugten ruandischem Boden langfristig Naehrstoffe zufuehrt und diesen mit Microorganismen bereichert. Zudem wird eine Toilette vertrieben, welche ohne Wasser funktioniert und deren Inhalt man, nach einer ordentlichen Kompostierung, als den „besten Duenger der Welt“ bezeichnen kann.

Hauptsaechlich begleite ich Jan bei allen seinen Taetigkeiten, ob dies nun geschaeftliche Verhandlungen auf franzoesisch sind (ich verstehe erstaunlich viel), oder einfach nur das Bepflanzen eines Feldes mit Maracuja.

Meine Aufgaben sind darueber hinaus sehr vielfaeltig, reichen vom Entwerfen und Bauen eines Hasenstalls, ohne den Luxus von Brettern oder Naegeln, bis zum Entwickeln eines Pissoires fuer besagte Kompostierung.

Ausserdem helfe ich bei der Planung und Vorbereitung der ruandischen Landwirtschaftsmesse naechsten Monat.

Mein erstes Wochenende habe ich samstags damit verbracht nach Kigali zu fahren und mir die Stadt ein bisschen anzuschauen, jedenfalls das „City Center“. Sonntags habe ich mir dann eine Internet-Flatrate fuer einen Tag gegoennt, und diese dann auch voll ausgenutzt. 😉

Montags morgens kam dann Jackys Mutter aus Uganda zurueck, eine sehr herzliche Frau. Daraufhin wurde mir klar, dass Rosa, von welcher ich dachte sie sei eine Freundin von Jacky, eigentlich die Haushaelterin ist. Das Ganze erklaert dann auch warum meine Waesche eines Tages wie von Geisterhand gewaschen im Hof auf der Leine hing.

Dienstags holten wir dann Testergebnisse aus dem „Rwandan Bureau of Standarts“ ab (eine weitere Mischung aus franzoesisch und englisch), um dann nach dem Mittagessen in Masaka besagtes Maracujafeld zu bepflanzen. Abends nahm mich dann Mama (ich hab ihren Namen schon wieder vergessen…) mit in die oertliche Seifensiederei. Diese bestand aus vier grossen, holzbefeuerten Bottichen, welche auf irgendeine magische Weise durch Rohre miteinander verbunden waren. Aus dem letzten dieser Bottiche floss dann eine blaue Masse heraus die sich ueber den Boden ergoss. Nach kurzer Zeit begannen die Arbeiter diese Masse mit Schaufeln auf einem grossen Haufen zusammenzutragen. Dann wurde sie wie durch einen Fleischwolf gedreht (das Ergebnis sah aus wie Schlumpf-Hackfleisch) und dann zu Barren gepresst. Soweit der Dienstag.

Mittwochs abends kam der Milchlieferant vorbei und fragte ob ich nicht mal mitkommen wolle, er wollte mir mal zeigen was er arbeitet. Ich hatte nichts dagegen und so zeigte er mir seine Aufgaben in der nahegelegenen Blindenmission. Nach den Huehnern und den Hasen, darunter ein Albino, zeigte er mir die Kuehe. Nachdem sie kurz von einem Kalb angesaugt wurden begonn er mit dem Melken. Bei der zweiten Kuh zeigte er mir wie man es geht und ich durfte meinen eigenen Liter „zapfen“. Eigentlich ja nichts besonderes, aber ich habe soetwas noch nie gemacht und fand es dementsprechend interessant.

Freitags wurde mir gesagt ich solle diesen Samstags nicht nach Kigali fahren, da Umuganda ist, eine Art „Frondienst“ an der Gemeinde, so scheint es mir. Dieser findet jeden letzten Samstag im Monat statt, mit Ausnahme dieses Monats, da gibt es das ganze zwei Mal, da durch die Regenzeit das Maree im Tal so stark angeschwollen ist, dass man beide direkten Strassen nach Kigali nicht benutzen kann, da sie ca. einen Meter unter Wasser stehen. Dieser „Errosions-Foerderungstrupp“ wie Jan ihn nennt, nimmt also seine Hacken und hackt im Strassengraben auch das letzte bisschen gruen weg, damit das Wasser schnell abfliessen kann. Dass es dabei auch immer mehr Erde wegspuelt die in Aegypten als fruchtbarer Nilschlamm endet, daran denkt hier niemand.

Samstags bin dann trotzdem nach Kigali gefahren, nur um dann dort festzustellen, dass wirklich ALLE bei einem Umuganda mitmachen und auch keine Geschaefte aufhaben. Ich habe also die Zeit von 9-11.30 Uhr damit verbracht in einer Kirche zu sitzen und „nachzudenken“. Eine Kirche desshalb, weil es der einzige mir zugaengliche Ort war, der sowohl interessant, als auch kuehl und ueberdacht war, von der Stille ganz zu schweigen. Auf dem Rueckweg von Kigali ist dem Bus dann auf der Strecke der Sprit ausgegangen, jedoch weiss ich nicht ob sich nicht jemand einfach nur ein klein bisschen verrechnet hat, denn ausgerollt blieb der Bus keine 5 Meter vor einer Tankstelle stehen.

An dieser Stelle moechte ich dann auch noch einiges Richtigstellen, was ich im Nachhinein an meinem vorherigen Blog kritisieren moechte.

Zuerst einmal dachte ich 14 Fahrgaeste plus Fahrer seien viel. Ich habe inzwischen gelernt, dass das noch eine sehr grosszuegige Fahrt war, was den Platz der einzelnen anging. Es geht auch 2(+1)-4-4-5-5 Personen pro Reihe, also insgesammt 21 Personen in diesem Bus.

Ausserdem stimmt der ruandische Wetterbericht sogar in der Regenzeit nicht immer, denn an dem Tag, fuer den Regen vorhergesagt wurde kam nicht ein Tropfen vom Himmel gefallen.

Zuguterletzt moechte ich dann noch einmal alle in der weiten Welt gruessen.

Sebastian

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Meine erste Ankuft in der Fremde

Hallo zusammen,

nachdem ich die eine oder andere nachricht aus der weiten Welt bekommen habe, fuehle ich mich auch langsam mal in der Pflicht ein bisschen zu berichten…

mein eigentlicher Plan war Mittwoch abends loszufliegen und dann den Donnerstag in Addis Abeba zu verbrigen um abends nach Kigali weiterzufliegen.

In Addis Abeba angekommen wurde mir gesagt ich darf den Flughafen nicht verlassen, ohne ein Touristenvisum (70$) und eine Nacht in einem Hotel. Das war mir etwas zu teuer, ich wollte doch nur ins Nationalmuseum. Also habe ich alle meine Englischkenntnisse dazu benutzt meinen Flug umzubuchen. Ich kam also letztendlich Donnerstag nachmittags in Kigali an, nicht Freitag Nacht wie geplant. Dann wieder das Problem, wollte Jan, bei dem ich hier mein Praktikum mache mich abholen oder nicht?

Also habe ich mir erst einmal ein Taxi zu einem Guest House genommen, um von dort aus weiter zu planen.

Nach einigen Schwierigkeiten konnte ich einen Kontakt zu Jan herstellen und mit ihm zu Abend essen.

Freitag morgen hat er mich dann abgeholt und wir haben seinen Geschaeftspartner besucht. Gesagter Geschaeftspartner war jahrelang Finanzminister von Ruanda und einige Male Botschafter und ehemaliger Direktor der Ecobank, ein sehr interessanter Mann also.

Ich habe dann den Grossteil meines Gepaecks bei ihm gelassen und nur einen kleinen Teil fuer unseren Wochenendtripp nach Butare gepackt. Dort haben wir bei einem weiteren Freund von Jan geschlafen, ein Brite, der dem „Rat der 250“ von Ruanda angehoert und britisches Recht unterrichtet.

Samstags haben wir einige stillgelegete Projekte von Jan besucht und er hat mir das ein oder andere ueber Kompostierung erklaert. Abends haben wir dann noch die oertliche Disko besucht, den „space place“

Sonntags war geplant, dass wir einige Kaffeeplantagen von einem weiteren Bekannten von Jan besuchen um dann um 2 Uhr nachmittags wieder nach Kigali aufzubrechen, weil wir von dort aus weiter nach Masaka fahren wollten, meinem zukuenftigen Wohnort.

Soweit der plan. wir haben also die Plantage besucht und dort auch Mario getroffen, einen Panamanesen(?) der organischen Kaffee anbaut.

Von der Plantage ging es zur Roesterei, wo Lucius die Regie fuehrt, ein lustiger Eidgenosse.

Allerdings verbrachten wir jetzt nicht die angedachten 2 Stunden in der Roesterei, sondern 6, da gerade Roesttag war, wo ich im Austausch fuer meine Arbeitskraft alles ueber Kaffee lernen durfte.

Den Weg zurueck nach Kigali wurden wir von einem Kaffeebauer mitgenommen, mussten also nicht Busfahren.

Nachdem wir mein restliches Gepaeck abgeholt hatten ging es weiter nach Masaka, in einem Bus von der Groesse eines normalen VW, nur mit zeitweise 14 Fahrgaesten plus Fahrer.

Hier in Masaka wohne ich jetzt bei Jacky und ihrer Mutter, Ugander, also englischsprachig, wobei die mutter gerade noch in uUanda ist und eine Freundin als „Anstandsdame?“ ihren Platz einnimmt. Hier habe ich auch gelernt was fliessendes Wasser fuer ein Luxus ist und dass das Deutsche Stromnetz sehr unanfaellig gegen Ausfaelle ist.

Ob man es nun glauben mag oder nicht, die Geschaeftssprachen sind Kinyaruanda, Englisch und Franzoesisch, ein lustiger Mix aus allem also, und ich komme ziemlich gut damit zurecht.

Das fernsehn ist genauso wie bei uns auch, schlechte Serien und komische Nachrichten.

Heute wurde zum Beispiel das Ende des 11. Weltkriegs in Frankreich gefeiert.

Der Wetterbericht ist sehr ueberfluessig, er sagt Regen und 25 Grad im ganzen Land vorraus. eine wahre Ueberraschung fuer mich, ist hier doch Regenzeit.

So viele gruesse also soweit aus der Anflugschneise des Kigali International Airport und eine gute Nacht in die weite Welt.

Sebastian 🙂

Kategorien: Ruanda | 3 Kommentare

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