So, jetzt berichte ich einmal darueber was ich hier eigentlich mache und wie es mir in den vergangenen Wochen so ergangen ist.
Mein Praktikum mache ich hier bei Ecosol Ltd., einer jungen Firma, welche einen Bio-Bodenverbesserer (Terra-Preter-Substrat (TPS)) vertreibt, der dem ausgelaugten ruandischem Boden langfristig Naehrstoffe zufuehrt und diesen mit Microorganismen bereichert. Zudem wird eine Toilette vertrieben, welche ohne Wasser funktioniert und deren Inhalt man, nach einer ordentlichen Kompostierung, als den „besten Duenger der Welt“ bezeichnen kann.
Hauptsaechlich begleite ich Jan bei allen seinen Taetigkeiten, ob dies nun geschaeftliche Verhandlungen auf franzoesisch sind (ich verstehe erstaunlich viel), oder einfach nur das Bepflanzen eines Feldes mit Maracuja.
Meine Aufgaben sind darueber hinaus sehr vielfaeltig, reichen vom Entwerfen und Bauen eines Hasenstalls, ohne den Luxus von Brettern oder Naegeln, bis zum Entwickeln eines Pissoires fuer besagte Kompostierung.
Ausserdem helfe ich bei der Planung und Vorbereitung der ruandischen Landwirtschaftsmesse naechsten Monat.
Mein erstes Wochenende habe ich samstags damit verbracht nach Kigali zu fahren und mir die Stadt ein bisschen anzuschauen, jedenfalls das „City Center“. Sonntags habe ich mir dann eine Internet-Flatrate fuer einen Tag gegoennt, und diese dann auch voll ausgenutzt. 😉
Montags morgens kam dann Jackys Mutter aus Uganda zurueck, eine sehr herzliche Frau. Daraufhin wurde mir klar, dass Rosa, von welcher ich dachte sie sei eine Freundin von Jacky, eigentlich die Haushaelterin ist. Das Ganze erklaert dann auch warum meine Waesche eines Tages wie von Geisterhand gewaschen im Hof auf der Leine hing.
Dienstags holten wir dann Testergebnisse aus dem „Rwandan Bureau of Standarts“ ab (eine weitere Mischung aus franzoesisch und englisch), um dann nach dem Mittagessen in Masaka besagtes Maracujafeld zu bepflanzen. Abends nahm mich dann Mama (ich hab ihren Namen schon wieder vergessen…) mit in die oertliche Seifensiederei. Diese bestand aus vier grossen, holzbefeuerten Bottichen, welche auf irgendeine magische Weise durch Rohre miteinander verbunden waren. Aus dem letzten dieser Bottiche floss dann eine blaue Masse heraus die sich ueber den Boden ergoss. Nach kurzer Zeit begannen die Arbeiter diese Masse mit Schaufeln auf einem grossen Haufen zusammenzutragen. Dann wurde sie wie durch einen Fleischwolf gedreht (das Ergebnis sah aus wie Schlumpf-Hackfleisch) und dann zu Barren gepresst. Soweit der Dienstag.
Mittwochs abends kam der Milchlieferant vorbei und fragte ob ich nicht mal mitkommen wolle, er wollte mir mal zeigen was er arbeitet. Ich hatte nichts dagegen und so zeigte er mir seine Aufgaben in der nahegelegenen Blindenmission. Nach den Huehnern und den Hasen, darunter ein Albino, zeigte er mir die Kuehe. Nachdem sie kurz von einem Kalb angesaugt wurden begonn er mit dem Melken. Bei der zweiten Kuh zeigte er mir wie man es geht und ich durfte meinen eigenen Liter „zapfen“. Eigentlich ja nichts besonderes, aber ich habe soetwas noch nie gemacht und fand es dementsprechend interessant.
Freitags wurde mir gesagt ich solle diesen Samstags nicht nach Kigali fahren, da Umuganda ist, eine Art „Frondienst“ an der Gemeinde, so scheint es mir. Dieser findet jeden letzten Samstag im Monat statt, mit Ausnahme dieses Monats, da gibt es das ganze zwei Mal, da durch die Regenzeit das Maree im Tal so stark angeschwollen ist, dass man beide direkten Strassen nach Kigali nicht benutzen kann, da sie ca. einen Meter unter Wasser stehen. Dieser „Errosions-Foerderungstrupp“ wie Jan ihn nennt, nimmt also seine Hacken und hackt im Strassengraben auch das letzte bisschen gruen weg, damit das Wasser schnell abfliessen kann. Dass es dabei auch immer mehr Erde wegspuelt die in Aegypten als fruchtbarer Nilschlamm endet, daran denkt hier niemand.
Samstags bin dann trotzdem nach Kigali gefahren, nur um dann dort festzustellen, dass wirklich ALLE bei einem Umuganda mitmachen und auch keine Geschaefte aufhaben. Ich habe also die Zeit von 9-11.30 Uhr damit verbracht in einer Kirche zu sitzen und „nachzudenken“. Eine Kirche desshalb, weil es der einzige mir zugaengliche Ort war, der sowohl interessant, als auch kuehl und ueberdacht war, von der Stille ganz zu schweigen. Auf dem Rueckweg von Kigali ist dem Bus dann auf der Strecke der Sprit ausgegangen, jedoch weiss ich nicht ob sich nicht jemand einfach nur ein klein bisschen verrechnet hat, denn ausgerollt blieb der Bus keine 5 Meter vor einer Tankstelle stehen.
An dieser Stelle moechte ich dann auch noch einiges Richtigstellen, was ich im Nachhinein an meinem vorherigen Blog kritisieren moechte.
Zuerst einmal dachte ich 14 Fahrgaeste plus Fahrer seien viel. Ich habe inzwischen gelernt, dass das noch eine sehr grosszuegige Fahrt war, was den Platz der einzelnen anging. Es geht auch 2(+1)-4-4-5-5 Personen pro Reihe, also insgesammt 21 Personen in diesem Bus.
Ausserdem stimmt der ruandische Wetterbericht sogar in der Regenzeit nicht immer, denn an dem Tag, fuer den Regen vorhergesagt wurde kam nicht ein Tropfen vom Himmel gefallen.
Zuguterletzt moechte ich dann noch einmal alle in der weiten Welt gruessen.
Sebastian